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Bunter Abend, News

Bunter Abend 2011 – Der Bericht

Scharfe Zungenakrobatik

Rain | bih | „Muy picante!“ Das, was die 130 Mitwirkenden beim Ersten von sechs Bunten Abenden zum Auftakt der „heißen Phase“ des Faschings in Rain boten, war tatsächlich ganz schön scharf. Der Sombrero war angesagt, die kesse Latina und der coole Macho, dazu viel fürs Auge, Wort- und Körperakrobatik, ganz nach dem Motto „Tilly con Carne“ – ein südamerikanisches Feuerwerk, wie man es in Tillynesien noch nicht gesehen hat.

All das, was die Akteure an Standvermögen drauf haben mussten, war den Besuchern an Sitzfleisch abverlangt. Knapp fünf Stunden wankte die Rainer Showbühne im Pfarrheim, wo Hausherr Dekan Johann Menzinger zwar sein Weinglas opfern musste, aber ansonsten ganz gut weg kam. Dafür bekam sein Tischnachbar Gerhard Martin reichlich Breitseiten.

79 Punkte waren im Ablaufprogramm abzuarbeiten – wahrlich eine Meisterleistung. Das Publikum quittierte die Darbietungen artig mit Applaus, Schenkelklopfen war allerdings nicht zu sehen, obgleich die Gags und Spitzen es mitunter verdient hätten. Die Faschingsfreunde gingen gut gelaunt nach Hause und zollten den Laien für ihre teilweise profihaften Darbietungen immer wieder ein dreifaches „Tilly-Johoo“, jenen Schlachtruf des Faschingsclub Rain (FCR), der schon Kultcharakter hat.
So manche Klippe zu umschiffen hatten im Meer der Karibik vor der mexikanischen Küste die Moderatoren: Präsidentin Simone Schmid, Florian Riehl und Markus Haschner. Wenn die Technik dann mal der Organisation ein kleines Schnippchen schlug, dann sprangen die Gäste ein: Die Faschingsfreunde aus Holzheim und Genderkingen sind immer für eine Schunkelrunde zu haben.

Dafür, dass es gleich schwungvoll losging, sorgten zwei ganz Große, die sich auch Großes vorgenommen hatten: die Führung beim TSV Rain nämlich zu übernehmen. Paul Schumann und Christian Marb mimten Franz Beckenbauer und Louis van Gaal, betätigten sich in „Joe Bläumel’s TSV Küchenstudio“ und steckten eine „lockige Martinsgans“ in den Backofen – aber nur kurz, „damit sie am Ende nicht schwarz wird“.

Das Kinderprinzenpaar, Mini-Rosenfee Emily I. (Emily Haschner) und der Minizuckerbaron Joel I. (Joel Martin) hatten die Ehre, Lob abzustatten. Und da kam das „prominente Duo“ recht gut weg, zumal es die Premiere der „Newcomer“ war. Gar nicht eitel zückten sie auch gleich Autogrammkarten.

Kritik an dem, was „nicht koscher“ erscheint

Als „Hot Girls“ bewiesen Norbert Plewka, Sebastian Poppe und Matthias Schmelcher, dass „Mann“ sehr wohl die „Waffen der Frauen“ kennt. Den Bürgermeister wollten sie nun partout einfach nicht unter ihre Röcke blinzeln lassen. Gerhard Martin war in diesem Moment längst „entmachtet“. Er musste die „Schlüssel zu den Herzen“ an die Regenten übergeben. „In diesem Jahr haben sie eine lange Pause“, spielte Präsidentin Schmid auf die lange Faschingssession an.

Als „Sancho und Pancho“ nahmen Florian Riehl und Christoph Haberle querbeet alles auf die Schippe, was ihnen in der Tillystadt „nicht koscher“ erscheint. Die beiden kratzten immer an der Gürtellinie, ließen kaum ein gutes Haar am Stadtrat und vermittelten nachfühlbar angesichts von Schlaglöchern in der Preußenallee ein „Offroadfeeling“.

Alle Register zog Wolfgang Haschner als „Staschi“. Der Stadtschiedsrichter zeigte grün, gelb und rot, reimte mit großem Fingerspitzengefühl und brachte so manches an die Öffentlichkeit, was bisher nur wenige wussten. So hatte der „Staschi“ Anneliese und Adalbert Riehl doch tatsächlich in der ZDF-Show „Menschen 2010“ mit Thomas Gottschalk gesehen – „allerdings nur in der letzten Reihe“. Haschner glückte es vorzüglich, Mimik und Gestik miteinander zu verbinden. Er ist ein Mann, man möchte sagen, wie für die Bütt geboren.

Polizei und Parlamentarier bekommen ihr Fett weg

Die Zeiger der Uhr hatten Mitternacht überschritten, als Wolfgang Meier als neuer Rainer Tourismusbeauftragter seine Aufwartung machte und sich als Roman Tik vorstellte. Ins Kreuzfeuer seiner scharfen Zunge gerieten Landrat Rößle („Kennen Sie die schwäbische Verniedlichungsform von Ross?“ ), die Parlamentarier und die Rainer Polizei, die es bei der Parkkontrolle zur Schlossweihnacht wohl allzu genau nahm. Auch wunderte sich Roman Tik, wie es sein könne, dass die Fahrzeuge des Bayerischen Fernsehens im Parkverbot unbehelligt blieben.

Schließlich lehrte der Tourismusbeauftragte in Erwartung der im Frühjahr zu erwartenden Urlauberschwemme aus dem Fernen Osten den Besuchern einige Sätze japanisch. Da waren die aber überfordert, hatten sie sich doch gerade erst angesichts des mexikanischen Mottos ans Spanische gewöhnt …

Ein Pionier als neuer Ritter

Rain | bih | Die Tradition hat Bestand: Seit 33 Jahren gibt es im Rainer Fasching den Brauch, eine Person aus dem öffentlichen Leben zum Ritter „Sieh auf“ zu schlagen. Auch in diesem Jahr bewies der FCR offenbar ein glückliches Händchen, wie die Erinnerungen des Urgesteins des Rainer Faschings bei seiner Antrittsrede bewiesen. Franz Müller ist einer der Gründerväter des neuen Rainer Faschings.

Zuvor war er vom Ritter 2010, Pfarrer Werner Gottwald, äußerst humorvoll und eloquent vorgestellt worden. Müllers gesamter Titel lautet nun „Dominus priceps rerum pecuniae coetus mororum“, was so viel heißt wie „Oberster Herr der Finanzen des FC Rain“. Dass der Vollblutrainer mit Zweitwohnsitz in Schweden ein humorvoller Mann ist, musste er nicht beweisen. Ein polygamer Ritter sei der „Neue“, meinte denn auch Laudator Gottwald, der zweimal verheiratet gewesen sei: einmal mit seiner Frau, das andere Mal mit seinem Beruf. Die „multiple Persönlichkeit mit dem Faschings-Suchtfaktor“ sei einer, der in seinem Garten locker Ritterspiele veranstalten könnte, der ein Faschingsgen habe und den Hang zum Außergewöhnlichen, habe er doch seinen 60. Geburtstag in einem orientalischen Zelt mit japanischen Genüssen gefeiert.

Mit freundlicher Genehmigung der Donauwörther Zeitung und Helmut Bissinger

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